02.06.2025
Prävention sexualisierter Gewalt geht uns alle an!
beschlossen auf der 41. Bundeskonferenz, Mai 2025 in Frankfurt am Main

Wir beobachten, dass die Präventionsarbeit im Verband seltener von Männern geleistet wird als von Frauen und TIN-Personen. Darin erkennen wir ein Problem, denn: Präventionsarbeit geht alle Genoss*innen an!
Gerade weil das patriarchale Geschlechtersystem zentrale Ursache für sexualisierte Gewalt ist, ist es umso wichtiger, dass wir alle gemeinsam dagegenwirken: Der Großteil sexualisierter Gewalt geht von männlichen Tätern aus. Gleichzeitig sind Mädchen und Jungen ähnlich häufig betroffen, später sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Auch deshalb erscheint Präventionsarbeit oft als „natürliche Aufgabe“ von Frauen und TIN-Personen. Ihnen wird aufgrund der Erfahrung mit patriarchaler Unterdrückung automatisch eine Expertise in diesem Bereich zugeschrieben. Natürlich ist es wichtig, die Erfahrungen von Betroffenen im Umgang mit sexualisierter Gewalt einzubeziehen. Aber: Eine fachliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist etwas, das gelernt werden muss – von Frauen und TIN-Personen, wie auch von cis-Männern. Sie setzt regelmäßige Schulungen, Beschäftigung mit aktuellen Forschungsergebnissen und ständige Selbstreflexion voraus.
Als Genoss*innen streiten wir gemeinsam für ein besseres, solidarisches und gleichberechtigtes Zusammensein. Auch deshalb ist es wichtig, dass unsere männlichen Genossen Verantwortung für die Präventionsarbeit im Verband übernehmen. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den eigenen sexistischen Verhaltensweisen, Männlichkeit und die Verantwortungsübernahme für Präventionsstrukturen. Auch die Prävention sexualisierter Gewalt erfordert eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten, um ein sicheres Umfeld für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Ein bedeutender Aspekt, der häufig übersehen wird, ist die Notwendigkeit, Männer aktiv in diesen Prozess einzubeziehen:
Männer sind nicht nur als potenzielle Täter, sondern vor allem auch als prägende Vorbilder für Jungen und junge Männer von Bedeutung. Männliche Helfer, die sich aktiv in die Präventionsarbeit einbringen, können als positive Vorbilder fungieren, die einen grenzachtenden Umgang vorleben. Vor allem können sie insbesondere für Jungen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, als geeignete Ansprechpersonen erscheinen. Gerade Jungen und junge Männer melden sich noch seltener als Betroffene; auch dies hängt mit männlichen Geschlechterrollen zusammen. Männliche Ansprechpersonen können hier einen positiven Einfluss haben – indem sie dazu beitragen, dass die Verletzlichkeit von Jungen und Männern anerkannt wird und ihnen Hilfe zuteilwerden kann.
Ziel ist es die PSG Arbeit in den Gliederungen und auf Zeltlagern, Freizeiten, Bildungs- und sonstigen Verbandsveranstaltungeneine geschlechtergerechte Verantwortungsübernahme zu erreichen, sofern die grundsätzliche Zusammensetzung der jeweiligen Veranstaltung dies ermöglicht. Daraus soll nicht geschlussfolgert werden, dass Genoss*innen, die sich nicht bereit fühlen oder nicht bereit sind, diese Aufgaben zu übernehmen, diese Aufgabe übernehmen müssen oder sollten. Alle Personen die in diesem Bereich Verantwortung übernehmen sollen ausreichend geschult sein. Präventionsarbeit muss aber als unsere gemeinsame Aufgabe verstanden werden, an der selbstverständlich auch unsere cis-männlichen Genossen teilhaben sollten. Durch Sensibilisierung, die Schaffung von Vorbildern und die Entwicklung genderreflektierender Ansätze soll es gelingen, mehr cis-Männer für die Präventionsarbeit zu gewinnen. Es liegt in der Verantwortung des Verbands, diese Veränderung aktiv voranzutreiben und cis-Männer als Teil einer nachhaltigen Präventionsstrategie zu integrieren. Die AG Prävention ist dafür zuständig, die Diskussion zur geschlechterbezogenen Ungleichheit in der PSG-Arbeit immer wieder im Verband anzustoßen und alle Genoss*innen an ihre Verantwortung zu erinnern. Sie erarbeitet gemeinsam mit den Gliederungen Materialien zu diesem Thema für den Methodenordner "Prävention sexualisierter Gewalt". Auf PSG- Schulungen und in den Präventionskonzepten unseres Verbands soll dieses Thema explizit behandelt werden.