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19.12.2008

Die Geschichte ist's aus der wir lernen!

Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sind bis heute Vorbilder für SozialistInnen und Gegenstand unseres Seminars vom 09.-11.01.2009

Rosa Luxemburg (1871-1919)
Rosa Luxemburg (1871-1919)

Am Abend des 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin von Freikorpsoffizieren ermordet. Mit ihrem politischen Engagement für Demokratie und Sozialismus, gegen Militarismus und Krieg und ihren Analysen zu Kapitalismus und Kaiserreich sowie ihrer radikalen Kritik an der Mehrheits-Sozialdemokratie ihrer Zeit sind sie bis heute Vorbilder für SozialistInnen.
Sie sind auch keineswegs vergessen, in Berlin findet z.B. jedes Jahr im Januar eine Gedenkveranstaltung für Karl und Rosa statt, zu der wir Falken seit vielen Jahren parallel ein vielbesuchtes Seminarwochenende veranstalten. 2009 waren mehr als 220 Menschen dabei. Auf diese Weise erinnern wir an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und machen ihr Werk und Wirken für unsere heutigen Kämpfe nutzbar.

Was können zwei Menschen, die im letzten Jahrtausend gelebt haben, zur Lösung der aktuellen Probleme dieser Welt beitragen?

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Rosa Luxemburg

polarisiert bis heute die öffentliche Meinung. Kritiker von Rosa Luxemburg (und Karl Marx) behaupten, ihre Texte - besonders die ökonomischen - seien "historisch" und deshalb für die aktuellen Probleme nicht zu gebrauchen, weil die Welt und die Weltwirtschaft ja soo stark verändert hätten. Und als Beleg führen sie die Globalisierung an, die Marx und Luxemburg nicht vorausgesehen hätten. Doch schon in den Jahren 1909/10 schrieb Luxemburg in einem Manuskript (im Jahr 1925 posthum als Buch "Einführung in die Nationalökonomie" veröffentlicht, S. 289):
"Das Selbstwachstum des Kapitals erscheint als Anfang und Ende , als Selbstzweck und Sinn der ganzen Produktion. Das Hirnverbrannte dieser Verhältnisse kommt aber in dem Maße erst zum Vorschein, wie sich die kapitalistische Produktion zur Weltproduktion auswächst. [...] Der Grundzweck jeder gesellschaftlichen Produktionsform: die Erhaltung der Gesellschaft durch die Arbeit, die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, erscheint erst hier völlig auf den Kopf gestellt, indem die Produktion nicht um der Menschen, sondern um des Profits willen auf der ganzen Erdkugel zum Gesetz und die Unterkonsumtion, ständige Unsicherheit der Konsumtion und zeitweise direkte Nichtkonsumtion der enormen Mehrheit der Menschen zur Regel werden."

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Heute würden wir das anders formulieren

Passen wir diese Sätze an den heutigen Sprachstil und Wortschatz an. Schon wirken sie sehr aktuell:
- Ist die globalisierte Wirtschaft denn wirklich etwas grundsätzlich anderes als eine kapitalistisch geprägte Weltwirtschaft?
- Haben vor der diesjährigen Finanzkrise die Ackermänner und Konsorten mit ihren Renditeerwartungen von 25 bis 30% nicht bewiesen, dass es nicht um die Menschen sondern nur um "ihren" Profit ging?
- Zeigt nicht jeder Armuts- oder Hungerbericht der UN, dass trotz des enormen Reichtums und der Menge weltweit produzierter Lebensmittel die Mehrheit der Menschheit in Hunger und erdrückender Armut lebt?

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Karl Liebknecht

ist für uns Falken nicht nur als einer der Gründungsväter unseres Jugendverbandes wichtig, sondern auch, weil er als einer der wenigen deutschen Sozialisten in der Super-Stresssituation Kriegsbeginn seine antimilitarische Einstellung nicht aufgab. Am 2. Dezember 1914 stimmte er im Reichstag als Einziger gegen das parlamentarische Go! zur Finanzierung des Ersten Weltkriegs - gegen die Bewilligung der Kriegskredite. Hätte eine geschlossene Ablehnung dieser Kriegskredite durch die sozialdemokratische Reichstagsfraktion den Krieg umgehend beendet? Höchstwahrscheinlich nicht. Doch es hätte die Möglichkeit wesentlich erhöht, den Ersten Weltkrieg zu verkürzen. Die Gleichung ist simpel: Kein Geld - keine Waffenlieferungen. Keine Waffenlieferungen - kein (langer) Krieg. Und jeder Tag weniger Krieg hätte Menschenleben gerettet. Und weil die Entstehung des Faschismus/Nationalsozialismus direkter Ausfluss des Ersten Weltkriegs war, hätten so vielleicht der Zweite Weltkrieg und der Holocaust verhindert werden können.

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Die aktuelle Dimension ihres Kampfes

Die aktuelle Dimension heißt Afghanistan, Somalia, Kosovo und jedes andere Land, in dem heute deutsche Soldaten angeblich die Sicherheit Deutschlands verteidigen.
Jeder Sozialist, jede Sozialistin muss sich - wie Karl Liebknecht vor 94 Jahren - fragen, ob hinter der veröffentlichten Meinung und dem nationalistischen Tschingerassabumm mit dem die Gesellschaft immer auf Kriege eingestimmt werden, nicht in Wirklichkeit etwas ganz anderes steckt: Profitinteresse.
Krieg war und ist ein Geschäft. Für die Waffenlieferanten - nicht für die armen Schweine, die im Namen eines Kaisers, eines Vaterlands oder einer Religion als Soldaten oder als eigentlich unbeteiligte Zivilisten im Kreig verrecken.
Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat Liebknecht dies als Reichstagsabgeordneter wieder und wieder angeprangert. Sinnbild für die Kriegsgewinnler war für ihn Krupp. Die Firma Krupp war damals der größte Waffenhersteller der Welt und sie verkaufte ihre Kanonen in die ganze Welt, ungeachtet Krupps angeblicher "Vaterlandsliebe".
Ersetzen wir heute den Namen "Krupp" durch "EADS" oder "Halliburton" und im Kern ändert sich nichts.

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Bearbeiten wir unser "Holz" - den Kapitalismus

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht geben keine direkten Antworten auf unsere heutigen Probleme, aber ihre Texte können vom aufmerksamen Leser als analytische Werkzeuge genutzt werden. Während des Seminars wollen viele junge Menschen ihre Texte nutzen, wie Tischler Hobel und Bohrer:
Bearbeiten wir "unser Holz" - den Kapitalismus. Legen wir seinen Kern frei, lassen wir uns nicht von der verwirrenden Oberfläche blenden, die sich Globalisierung nennt. Denken wir nach über seinen "Bodyguard", den Militarismus, der sich heute gerne "Kampf gegen den Terror" nennt.
In diesem Sinne war das Rosa & Karl- Seminarwochenende unsere Werkstatt.

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Das Seminar 2009: Die Highlights

Neben dem vielfälftigen Workshop-Angebot und den erprobten Stadtrundgängen und natürlich der Teilnahme an der Gedenkfeier gab es ein spannendes Kulturprogramm:

  • Im Roten Kino lief der Film "Rosa Luxemburg"
  • Die Autorin Anneliese Laschitza las aus ihren Biografien "Rosa Luxemburg" und "Karl Liebknecht"
  • Der Liederabend fand wieder regen Anklag
  • Und abschließend wurde die Disco gerockt
  • Alles in allem ein spannendes Workshop- und Gedenk-Wochenende mit viel Gelegenheit zum Austausch.

Das Wochenende endetee mit der gemeinsamen Kranzniedrelegung an der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde und der Teilnahme an der Demo.

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Karl Liebknecht (1871-1919)
Karl Liebknecht (1871-1919)
im Gedenken
im Gedenken
in der 'Werkstatt'
in der 'Werkstatt'
in unseren Liedern
in unseren Liedern
auf der Demo
auf der Demo

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