18.06.2024
Sorgearbeit im Sozialismus
Das war das Frauentheorieseminar 2024
Anfang Juni war es wieder soweit und wir haben uns mit vielen Genoss*innen bei guter und entspannter Stimmung in unserer Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein zum Frauentheorieseminar getroffen. Thema war dieses Jahr „Frauen im Sozialismus“ und insbesondere die Frage, wie die Sorgearbeit im Sozialismus aussehen müsste. Denn:
Wir verstehen Sorgearbeit nicht als eine abgeschlossene Sphäre, die es zu verbessern gilt. Stattdessen müssen wir uns bewusst machen, dass die Befreiung der Sorgearbeit erst die Grundlage ist, um tatsächlich frei Beziehungen zu führen, Sex zu haben, zu lieben, zu arbeiten, demokratisch zu leben.
(Auszug aus dem Thesenpapier)
Es wurde diskutiert, wie Arbeit im Sozialismus verteilt wird und wie sie sich verändert, wenn es keine klare Trennung mehr zwischen Reproduktion und Produktion gibt, aber auch wie Sorgearbeit sinnvoll bestreikt werden könnte.
Neben der Thesendiskussion ist das Frauentheorieseminar auch immer ein guter Ort, um sich im Workshop-Geben oder in neuen Themen auszuprobieren. Mädchen und Frauen1 haben aufgrund ihrer Sozialisation einen anderen Zugang zu Theoriearbeit, werden darin weniger bestärkt und treten daher oft weniger sicher auf oder fühlen sich unsicher. Wenn sie sich mit Theorie auseinandersetzen, dann oft mit feministischen oder frauenpolitischen Themen, mit denen sie sich in der Folge wohler oder sicherer fühlen. Beim Seminar bestärken wir uns daher darin, auch andere Themenfelder in den Blick zu nehmen und selbstbewusst an der Rezeption, Diskussion und Aneignung von Theorie teilzuhaben. Wir wollen aktiv zu jeglichen gesamtgesellschaftlichen Debatten beitragen, mit unserer Perspektive als sozialistische Feminist*innen!
Daher gab es auch Workshops zu den Themen EU-Kritik, arabische Sozialismen, Kritik der neoliberalen Inklusion bzw. Einführung in disability studies sowie zu der Frage, warum Rechte den Klimawandel leugnen.
Abends war Zeit für nettes Kennenlernen und Beisammensein, wir haben Tischtennis oder Werwolf gespielt und uns unter Genoss*innen vernetzt.
Das diesjährige Thesenpapier endete mit den Worten:
In diesem Thesenpapier haben wir den Fokus hauptsächlich auf das zentrale Problem der Sorgearbeit gelegt. Es müssen jedoch alle Lebensbereiche aus einer feministischen Perspektive verbessert werden (z.B. Medizin oder Städteplanung). Erst dann kann die Frau im Sozialismus befreit sein.
Und in diesem Wissen freuen wir uns aufs nächste Frauentheorieseminar 2025!
Wenn ihr als Gliederung Interesse habt, euch intensiv mit einem Thema zu beschäftigen aus dem dann ein Thesenpapier entsteht und Lust habt, das nächste Frauentheorieseminar auszurichten, wendet euch gern an Anne: anne.roggenkamp@sjd-die-falken.de.
1 Der Begriff Mädchen oder Frau steht hier nicht für eine bejahte Geschlechtsidentität oder eine biologische Cis-Weiblichkeit, sondern eine bestimmte unterdrückende Stellung im binären Geschlechtersystem. Zielgruppe des Frauentheorieseminars sind alle Genoss*innen, denen durch die Gesellschaft weibliche Eigenschaften zugesprochen und/oder anerzogen wurden bzw. werden. Das gilt für verschiedene Personen auf sehr verschiedene Arten und Weisen. Diese verschiedenen Perspektiven sind beim Seminar herzlich willkommen und auch notwendig, um die Ganzheit patriarchaler Verhältnisse zu begreifen. Cis-Männer sind nicht willkommen.