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05.06.2020

Call for Papers: Sozialistische Erziehung und Pädagogik in der Coronakrise

Wir wollen eure Texte zu Konzepten, Problemen und Analysen unserer Sozialistischen Erziehung und Pädagogik während der Coronakrise.

Call for Papers: Sozialistische Erziehung und Pädagogik in der Coronakrise
Call for Papers: Sozialistische Erziehung und Pädagogik in der Coronakrise

Liebe Genoss*innen,

die letzten Wochen haben wir uns alle im Verband mit den technischen Fragen rund um unsere Arbeit während des Corona-Virus beschäftigt: Welche Sommermaßnahmen sind möglich, können wir in irgendeiner Form Gruppenstunden durchführen, was passiert mit unserer Förderung, wie ist die Gesetzeslage? Diese Fragen hatten bisher Vorrang. Womit wir aber nun beginnen müssen, ist die Vorbereitung des pädagogischen Umgangs mit dem Virus und den Gegenmaßnahmen. Hierzu wollen wir eine inhaltliche Vernetzung anstoßen. Wir wollen Texte von maximal 5 Seiten sammeln und im Verband zur Verfügung stellen, die der kurzfristigen Vorbereitung von jeder Art von pädagogischen Einheiten dienen. Es geht dabei sowohl um konkrete Vorlagen für Methoden, als auch um allgemeine Einordnungen bestimmter Probleme und möglicher Lösungstrategien. Es kann auch einfach um Fragen gehen, die aufgeworfen werden und im Vorbereitungsprozess der pädagogischen Einheit beantwortet werden müssen. Es geht dabei nicht um die perfekte Theorien und Methoden, sondern darum, Überlegungen und Beobachtungen möglichst schnell und breit zu sammeln, da das praktische Erfahrungswissen zum pädagogischen Umgang mit Corona bisher nur wenig und vereinzelt vorhanden ist. Als mögliche Themen können wir uns vorstellen:

Informationen über das Virus:
Die Frage wie umfassend und wie gut Kinder und Jugendliche über die Pandemie informiert sind, ist nicht zuletzt auch eine Klassenfrage. Sie können sehr unterschiedlich und durchaus auch falsch informiert sein. Vor und während des Zeltlagers braucht es eine gemeinsame und kind- bzw. jugendgerechte Aufbereitung von Wissen über die Verbreitung von Corona und was man dagegen tun kann. Wie kann das vernünftig vermittelt werden? Wie können Kinder und Jugendliche ihren eigenen Umgang mit dem Virus finden?

Elternarbeit:
Nicht nur Kinder, auch Eltern/Erziehungsberechtigte sehen unsicheren Zeiten entgegen. Dabei kommt es zu verschiedenen pädagogischen Fragen, bei denen wir als Falken unterstüzen können. Wie soll man in den engen Wohnungen mit den Kindern und Jugendlichen umgehen? Wie kann man in der Schule unterstützen, wenn es einem selber schwer fällt? Wie regelt man schwierige Situationen zu Hause und wir schafft man einen Ausgleich auch für sich und nicht nur für die Kinder?. Wie können wir verständlich machen, dass die drohenden individuelle Schulprobleme gesellschaftliche Ursachen haben und helfen dadurch die Probleme von Kindern und Eltern nicht isoliert zu betrachten?

Demokratie in Zeiten von Corona:
In Zeiten von Krisen wird gesellschaftliche Mitbestimmung meist hinten an gestellt. Insbesondere die Rolle von Kindern und Jugendlichen wird auf die von Schüler*innen Student*innen oder als bloßes Hindernis im Homeoffice reduziert. Wie können wir Kinder stärken, dass sie sich auch in Krisen als Subjekte ernst nehmen und lernen ihre Interessen zu artikulieren und durchzusetzen. Wie gehen wir damit um, dass es insbesondere auf Zeltlagern, Regeln zu Abstand und Hygiene braucht, wir aber nicht über die Köpfe von den Teilnehmer*innen entscheiden wollen. Wie können Demokratiemodelle angesichts von Corona aussehen und worauf müssen wir achten um die vorherschende Fremdbestimmung junger Menschen nicht in unseren Verband zu übernehmen?

Schule:
Der Alltag ist für viele Kinder und Jugendliche zu einem distopischem Albtraum geworden. Obwohl sie nicht physisch in die Schule müssen, müssen die Kinder in Eigenverantwortung und durch Eigenarbeit ihre Schulaufgabe in einer vorgesehenen Zeit abarbeiten. Die egalisierenden Effekte, die Schule trotz der massiven Ungleichheit hatte, werden ganz ausgeschaltet und das Lernen im zweite Halbjahr ist fast ausschließlich der sozialen Situation der Schüler_innen überlassen. Welche besonderen Umgang erfahren dabei Arbeiter_innenkinder in der Schule? Warum wird Schule von ihnen oft als Demütigung erfahren und wie können wir sie stärken um der ständigen Demütigung etwas entgegen setzen? Wie können wir Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten, dass sich ihre Schwierigkeiten in der Schule zukünftig vermutlich nochmal vergrößern und dabei (auch den Eltern) verständlichen machen, dass dies nichts mit individuellen Versagen zu tun hat? Wie kann man sie dabei unterstützen aus der Vereinzelung rauszukommen, die diese Situation zusätzlich zum üblichen Konkurrenzdruck der Schule hervorbringt. Wie ist es möglich Repressive Schulsituationen zu verbalisieren und mögliche Konfliktfälle zum Anlass für solidarisches Handeln zu nehmen?

Armut der Eltern:
Die Corona- Krise zieht wahrscheinlich die größte ökonomische Krise unseres Lebens nach sich. Aber schon jetzt sind viele Menschen von Kündigungen und Kurzarbeit betroffen. Kinder und Jugendliche merken das oft durch Kürzung des Taschengelds oder den Wegfall von Investitionen wie neuen Schuhen oder Spielsachen. Wie können wir Kinder und Jugendliche dabei stärken mit dieser neuen Situation umzugehen? Welche Fähigkeiten und welches Wissen brauch es um auf diese Situation zu reagieren?

Zweite Welle:
Die Gefahr eine möglichen zweiten Welle kann nicht ausgeschlossen werden. Was brauchen Kinder und Jugendliche um in einer zweiten Welle der Infektion nicht zu vereinsamen und wie können trotz social distancing Gruppenpädagogik und kollektives Handeln weiter funktionieren? Wie kann sich in Gruppenstunden darauf gemeinsam vorbereitet werden?

Umgang mit dem eigenen Körper:
Wie verändert sich der Umgang mit dem eigenen Körper und anderen Körpern den Zeiten von Corona? Durch das Virus rücken die Körper der Individuen viel mehr ins Blickfeld der politischen Diskussion. Gesundheit wird zur Aufgabe der Exekutive und Krankheit zum medialen Dauerthema. Wie gehen Kinder und Jugendliche in Bezug auf ihren eigenen Körper und ihr Selbstverhältnis damit um? Welche Rolle spielen die Gegenmaßnahmen und die Isolation in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und der Körper anderer? Wie wird mit dem Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Zuneigung umgegangen und was könnte das für das Verhalten von Kindern und Jugendlichen in unseren Gruppen bedeuten? Welchen Umgang müssen wir womit finden?

Falls ihr euch vorstellen könnt etwas beizutragen oder eine Frage habt schreibt einfach eine Mail an karl.mueller-bahlke@goe.falken-bs.de oder david.pape@sjd-die-falken.de.

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