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20.04.2002

Ökopädagogik - kurz gefasst

Dieser Artikel gibt eine kurze Einführung in Ziele und Methoden der Umweltbildung und bietet Aktionsideen. (aus: "beipackzettel" zur FREUNDSCHAFT für Falken-HelferInnen von April 2002) (Meldungen)

Ökopädagogik - kurz gefasst
Ökopädagogik - kurz gefasst

Was ist Ökologische Bildungsarbeit oder Umweltpädagogik?

Ökologie als Wissenschaft untersucht, wie die Natur als Ganzes funktioniert und wie ihre einzelnen Teile aufeinander wirken. Früher lernten wir im Bio-Unterricht einzelne Pflanzen oder Tiere kennen. Ökologie macht da mehr: Sie zeigt auch was passiert, wenn beispielsweise einzelne Baumriesen im brasilianischen Regenwald abgeholzt werden. Dies kann nicht nur zum Aussterben von ganzen Pflanzensystemen und Tieren führen, sondern kann auch das Wetter und die Ernährungsbedingungen so verändern, dass sich die Lebensbedingungen der Menschen einschneidend und weltweit verschlechtern.

Ökologie ist Denken in Zusammenhängen

Diese Denken in Zusammenhängen ist sicherlich ein Fortschritt zum Fliegenbeinzählen der Fünfziger Jahre. Jedoch: Wer bestimmt eigentlich was ein Umweltproblem ist? Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Definitionen davon, was der Umwelt gut oder nicht gut tut und wie wichtig es ist, etwas zu tun. Viele Deutsche regen sich darüber auf, dass Regenwälder gerodet werden. Sie finden es ganz wichtig, dass ihre Gartenmöbel nicht aus Tropenholz gefertigt werden. Schön und gut. Aber machen sie sich Gedanken darüber, in welchem Ausmaß sie mit ihren täglichen Autofahrten selbst zur Verschlechterung des Weltklimas – auch in Brasilien – beitragen? Die Bauern, die im Urwald mit Hilfe der Brandrodung dem Boden des Regenwaldes kurzfristig Lebensmittel abringen, denken an sich und ihre Kinder. Sie wollen genauso überleben wie Herr Meyer und Frau Schulz, die mit dem Auto gemeinsam mit Millionen anderen AutofahrerInnen zur Arbeit fahren und im Stau stecken bleiben. Ökologisches Handeln ist eben nicht nur eine Frage des Bewusstseins sondern auch der realen Möglichkeiten und Alternativen.

Kinder sehen Natur in Not

Das Gefahrenbewusstsein und die Betroffenheit angesichts der „Natur in Not“ ist bei Kindern im Grundschulalter weit verbreitet. Sie fühlen mit, wenn Öltanker Vögel verseuchen oder auf der Straße Igel überfahren werden. Jedoch ist ihnen oft nicht klar, wie sie selbst Risiken vermeiden können, wie sie aktiv etwas verändern können oder wie sie mit ihren Ängsten umgehen sollen.

Beteiligung gehört dazu

Beteiligung spielt eine große Rolle auch bei der Umweltpädagogik. Die Erfahrungen und Erlebnisse der Kinder, ihre Interessen und Bedürfnisse sind der wichtigste Ausgangspunkt. Gemeinsame Planung, Durchführung und Verantwortung für die Folgen der Aktivitäten sind wichtig. Hier sind auch Zeltlager wichtig, in denen die Kinder alles mitgestalten können und die Gefahren kalkulierbar sind. In naturnaher Umgebung können Kinder ihre Erfahrungen noch selbst machen, in städtischer und vom Straßenverkehr bestimmter Umgebung ist dies kaum noch möglich. Für Kinder müssen Spielräume so geschaffen sein, dass sie ihre Umwelt entdecken, ausprobieren und verändern können. Dies ist in naturnahen Spielräumen eher möglich als in vorgefertigten Ikea-Spielwelten, in denen nur konsumiert und kaputtgemacht werden kann.

Was ist Nachhaltigkeit?

Erst einmal ist es die Übersetzung von „sustainable“. „to sustain“ ist ein englisches Verb und bedeutet „erhalten“. Es geht darum, etwas zu erhalten statt es zu verbrauchen, bis nichts mehr davon da ist. „Sustainable development“ oder „nachhaltige Entwicklung“ bedeutet, dass wir bei der Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft nur soviel Energien und Rohstoffe verbrauchen sollen, wie auch nachwachsen können. Nachhaltigkeit bedeutet also auch, dass etwas nach uns noch halten soll. Denn wenn wir zum Beipiel Steinkohle in den nächsten 50 Jahren komplett verbrennen, dann haben unsere Nachkommen nichts mehr davon.

Global denken - lokal handeln

Ökopädagogik heute denkt global und handelt (nicht nur) lokal. Das Zauberwort für die Zukunft unserer Umwelt heißt heute Nachhaltigkeit. Umweltprobleme müssen im weltweiten Zusammenhang gesehen werden und es ist klar, dass die Verschmutzung der Umwelt hier nicht ohne Folgen für die Umwelt anderswo bleiben kann. Und umgekehrt. Und es ist ebenso klar, dass ein weltweit schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen nur dann möglich ist, wenn es auch soziale Gerechtigkeit und demokratische Beteiligung für alle gibt. Der global existierende Kapitalismus muss gebändigt werden, damit Mensch und Umwelt eine Zukunft haben.

Nach Rio

Spätestens seit der Umweltkonferenz in Rio 1992 weiß eigentlich jeder Politiker, dass die Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen nicht ohne eine sozial gerechte Entwicklung zu haben ist. Nach Rio gab es eine große Aufbruchstimmung. Jedoch stehen einer ökologischen Wende in Politik und Wirtschaft noch mächtige Interessenkonstellationen entgegen, wie der Konflikt um das weltweite Klimaschutzprotokoll deutlich gemacht hat.

Ziele von Ökopädagogik

  • Abbau der Entfremdung zwischen Mensch und Natur/ zwischen den Menschen (z.B. über Naturerfahrungsspiele)
  • Kybernetisches Denken fördern, d.h. Zusammenhänge, Wechselwirkungen, Wirkungs- und Einflussgefüge erkennen
  • Konkrete Utopien entwickeln, Zukunftsentwürfe produzieren
  • Methoden der Informationsbeschaffung und Umwelterkundung kennenlernen und sich selbständig informieren
  • Erfahrungen mit demokratischen Spielregeln bei der Entwicklung gemeinsamer Aktivitäten und von umweltpolitischen Forderungen
  • konkrete Aktivitäten entwickeln, initiieren, planen, durchführen

Seh- und Surftipps

Video „Unkraut“(5 Minuten, Farbe). Animationsfilm. Inmitten einer grauen Landschaft lebt eine Schnecke auf einem Unkrautflecken. Auf die Bedrohung durch Straßenbau reagiert die Schnecke auf ungewöhnliche Weise. (ab 6 Jahre)

Video/DVD „Rinnsteinpiraten“ (10 Minuten, Farbe) Animationsfilm. Abenteuerliche Fahrt dreier Pelztiere in Papierschiffchen durch die Rinnsteine Berlins. Mehrfach ausgezeichneter vergnüglicher Kinderfilm zu Umweltverschmutzung und Verkehr.

Videoreihe „Albert sagt: Natur – aber nur“. 6 Teile à 25 Minuten. Animationsfilme. Albert, eine Mischung aus Vogel und Hamster, findet immer einen Weg, um interessante Situationen zu erforschen. Kinder erfahren dabei auf unterhaltsame Weise etwas über das Zusammenspiel von Natur und Umwelt.

Im Internet findet ihr über Suchmaschinen eine ganze Menge von interessanten Seiten. Wir fanden besonders interessant:

www.quarks.de/ und www.wdr.de/tv/dschungel/ , beides Websites des Westdeutschen Rundfunks mit Hintergrundinfos u.a. zu Umweltthemen, sowie www.geo.de www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/aod.htm Bundesweite Prognosen und Werte des gesundheitsschädlichen Ozons.

Lesetipps

Zur Naturerlebnispädagogik empfehlen wir die Bücher von Joseph Cornell (z.B. „mit kindern die natur erleben“) oder auch Materialien, die für den projektorientierten Grundschulunterreicht entwickelt wurden. Meistens geht es um „Erfahrungen mit allen Sinnen“ oder um Wissen und Experimente rund um Umweltprobleme. Zum Draußenspielen gibt es eine Reihe von Spielebüchern wie z.B. von C. Stocker, „Mit Sherlock Holmes auf Käferjagd“ mit praxiserprobten Anleitungen für Gruppenspiele. Auch in Spielekarteien werdet ihr fündig. Unter www.verlagruhr.de findet ihr weitere Bücher wie „Die Waldlernrallye“ oder „Walderlebnisspiele“ oder die Projektekiste „Natur erkunden – Natur schützen“

Im Bereich Kinder- und Jugendsachbücher gibt es hierzu viele interessante und schön gestaltete Bücher, die Natur begreifbar machen oder zu Experimenten anregen. Zum Beispiel Bücher wie „Komm mit ans Meer!“ oder „Was ist da unten los? Das Leben im Boden und in der Erde.“ In der Reihe Ensslin Naturführer im Arena-Verlag gibt es z.B. „Am Fluss“ oder „Am Teich“. Experimente zu Umwelt, Ökologie und Natur findet ihr in Jugendbüchern wie „101 spannende Experimente aus Wissenschaft und Technik“ von Neil Ardley oder „1000 Experimente für junge Forscher“.

Hintergrundwissen zu Umweltpolitik gibt die Taschenbuchreihe „Gute Argumente“, die es z. B. zu den Themen Energie, Abfall, Klima oder ökologische Landwirtschaft gibt.

Auch andere Verbände haben interessante Materialien herausgegeben.

Gut fanden wir die Broschüre „Vorfahrt für Kinder!“. Nach der Devise „Der Verkehr ist den Kindern anzupassen, nicht die Kinder dem Verkehr!“ findet ihr dort Projektideen z.B. zu „Tempo 30“, „Verkehrsrallye“ oder „Radwerkstatt“. Erhältlich bei VCD, Eifelstr. 2, 53119 Bonn, www.verkehrsclub-deutschland.de

Das Spiel „Wer wird Energiesparkönig?“ findet ihr im Handbuch Energie, das die Naturfreundejugend für € 1,50 verkauft. Dort gibt es auch weitere Materialien der Aktion Umweltdetektiv. www.naturfreundejugend-rlp.de.

Termine

05.06.2024, 19:00 bis 05.06.2024, 21:00

Kindeswohlgefährdung, Umgang auf Zeltlagern und in Gruppenstunden
Veranstaltungsreihe Rote Pädagogik - Sozialistische Erziehung im 21. Jahrhundert

07.06.2024, 18:00 bis 09.06.2024, 13:00

Frauentheorieseminar
Das Thesenpapier beschäftigt sich dieses Jahr mit Frauen im Sozialismus.

06.09.2024, 18:00 bis 08.09.2024, 13:00

Fempowerment
Das Seminar für Mädchen und Frauen aus dem Verband

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