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11.08.2014

Luise Kautsky - geboren vor 150 Jahren

Die Bildungs- und Begegnunsstätte in Berlin und Sitz der Bundesgeschäftsstelle der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken heißt Luise & Karl Kautsky-Haus. Heute vor genau 150 Jahren, am 11. August 1864, wurde Luise Kautsky geboren. Anlass genug, sich mit Leben und Wirken einer der beiden Namensgeber*innen des Hauses und ihrer historischen Bedeutung für die Arbeiter*innenbewegung auseinanderzusetzen.

Luise Kautsky
Luise Kautsky

Geboren wurde Luise Kautsky als Luise Ronsperger, Tochter einer gutsituierten jüdischen Familie in Wien. In den 1880er Jahren schloss sie Freundschaft mit der Romanschriftstellerin Minna Kautsky, die das Mädchen aus dem Bürgertum zuerst mit der sozialistischen Arbeiterbewegung und dann mit ihrem ältesten Sohn Karl bekannt machte. Karl Kautsky (1854 - 1938) arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits als Redakteur und wurde nach dem Tod von Friedrich Engels der führende Theoretiker der internationalen sozialistischen Arbeiter*innenbewegung.

1890 heirateten Luise und Karl. Das Ehepaar Kautsky zog nach Stuttgart, wo zwischen 1891 und 1894 ihre drei Söhne Felix, Karl und Benedikt zur Welt kamen. 1897 zog die Familie in den Berliner Vorort Friedenau und wohnte in der Saarstraße 14 - die heutige Adresse der Bundesgeschäftsstelle der Falken. Seit 1899 lebte Rosa Luxemburg in direkter Nachbarschaft. Zwischen den beiden Frauen entwickelte sich eine tiefe und innige Freundschaft.
Ihre politischen Überzeugungen und ihr Engagement für die sozialistische Bewegung drückten sich vor allem in Kautskys beeindruckender Tätigkeit als Publizistin aus. So ehrte Luise Kautsky nach Rosas Luxemburgs Ermordung deren Andenken durch die Herausgabe ihrer Briefe (1923). Damit gelang es Kautsky, der Öffentlichkeit die zutiefst humane Seite ihrer Freundin zu zeigen. Luxemburg hatte sie schon früher ermuntert, selbst zu publizieren und nicht nur die Korrespondenz ihres Mannes zu führen und dessen Texte zu redigieren. Luise Kautsky übersetzte aus dem Englischen und Französischen und schrieb zahlreiche biografische Gedenkartikel, Reiseberichte und Rezensionen für sozialdemokratische Zeitschriften.

Zwischen 1924 und 1938 lebten Luise und Karl Kautsky in Wien. Am 15. März 1938, zwei Tage nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, verließen die Kautskys Wien in Richtung Tschechoslowakei. Von Prag flohen sie in die Niederlande. Karl Kautsky war bereits vor der Flucht gesundheitlich stark angeschlagen und erlitt in Amsterdam einen Schlaganfall, an dessen Folgen er am 17. Oktober 1938 starb.

Die deutsche Besetzung der Niederlande im Jahr 1940 raubte Luise Kautsky ihre bisherige persönliche Sicherheit. Im Alter von 79 Jahren wurde sie als "Gemischt-Verehelichte" gezwungen, eine Einwilligung zu ihrer Sterilisierung zu unterzeichnen. Eine Operation blieb ihr erspart; eine solche wurde nur an Frauen unter 45 ausgeführt. Doch wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag geriet Luise Kautsky in eine Razzia und wurde ins KZ Westerbork gebracht. Ihre holländischen Freund*innen versuchten erfolglos, ihre Entlassung zu erwirken. Im September 1944 wurde Luise Kautsky in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Einige KZ-Häftlinge erkannten die vom tagelangen Transport in einem Deportationszug völlig entkräftete Gefangene und schmuggelten sie an der Selektionsrampe vorbei in den Krankenblock des Lagers. Trotz aller Bemühungen ihrer Mitgefangenen sie zu retten, starb Luise Kautsky am 8. Dezember 1944.

Weiterführende Literatur:


  • Luise Kautsky zum Gedenken. Nachrufe von Friedrich Adler und Oda Lerda-Olberg,
  • Berichte aus Amsterdam: Annie van Scheltema, aus Birkenau: Dr. med. Lucie Adelsberger, Briefe aus und über Buchenwald von Benedikt Kautsky. New York 1945.

  • MILLER, Susanne: "Nicht zu vergessen: Luise Kautsky", in: ROJAHN, Jürgen (Hg.):
  • Marxismus und Demokratie. Karl Kautskys Bedeutung in der sozialistischen Arbeiterbewegung, Frankfurt am Main/New York 1992: 391-399.

  • REGNERI, Günter: Luise Kautsky 1864 - 1944. Seele des internationalen Marxismus -
  • Freundin von Rosa Luxemburg, Berlin 2013. Weitere Informationen hier.


Zum Luise & Karl-Kautsky-Haus geht es hier.

Die Bildungs- und Begegnunsstätte in Berlin und Sitz der Bundesgeschäftsstelle der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken heißt Luise & Karl Kautsky-Haus. Heute vor genau 150 Jahren, am 11. August 1864, wurde Luise Kautsky geboren.

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