27.10.2006
Die sozialdemokratischen "Kinderfreunde" in der Weimarer Republik.
Neues Buch zur Geschichte der Falken erschienen.
Es schien, als hätten alle Beteiligten nur darauf gewartet, dass sich eine Organisation wie die Kinderfreunde bildete: Die Arbeiterkinder, weil sie Spiel und Spaß, die Erlebniswelt einer Gleichaltrigengruppe und vielfältige Anregungen fanden. Die Organisationen der Arbeiterbewegung, die endlich eine erfolgreiche Form gefunden hatten, das unproduktive Nebeneinander unterschiedlichster Kinderbetreuungsangebote nicht nur zu koordinieren, sondern ihnen auch eine pädagogisch-politische Richtung und erziehungspraktische Professionalisierung zu verleihen. Und schließlich die Vielzahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zu den Älteren in den Arbeiterjugendorganisationen gehörten oder im Begriff waren, aus ihnen herauszuwachsen und die ebenso wie viele sozialdemokratische Frauen und Mütter oder Angehörige sozialer und erzieherischer Berufe in der pädagogischen Arbeit bei den Kinderfreunden ein sinnvolles Betätigungsfeld in der Arbeiterbewegung fanden und eine anregende Gemeinschaft der Helferinnen und Helfer obendrein.
Regionale Spurensuche zu den Anfängen der "Kinderfreunde"
Die im Buch versammelten Lokal- und Regionalstudien zeigen, wie aus einer Vielzahl von Kinderwohlfahrts- und Erziehungsinitiativen und Organisationen aus dem mehrheits- und linkssozialdemokratischen Spektrum, in der praktischen Kooperation die Kinderfreundeorganisation "synthetisiert" wurde. Aus einem losen Zweckbündnis kristallisierte sich innerhalb weniger Jahre eine Kinder- und Erziehungsorganisation heraus, die begann, einen neuen pädagogischen Stil und ein eigenständiges Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Dabei verschoben sich die Gewichte von der Kinderwohlfahrtspflege zu einer noch im Einzelnen herauszuarbeitenden sozialistischen Erziehung, die sich in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit befand, die Selbständigkeit und Selbsttätigkeit von Kindern beförderte und produktive Lernfelder der Demokratie schuf.
Das Buch ist im Klartext-Verlag erschienen
Erstmals werden regionale Anfänge der Falkenbewegung vergleichend fundiert aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt und ihre Bedeutung im historischen gesellschaftlichen Kontext beleuchtet und bewertet. Das Buch ist als Abschiedsgeschenk und Festschrift für den ersten und langjährigen Archivar der Arbeiterjugendbewegung, Dr. Heinrich Eppe, erschienen, der in diesem Jahr in den Ruhestand geht. Das Buch wird von dem Soziologen und Historiker Roland Gröschel im Auftrag des Landesverbandes der SJD - Die Falken Nordrhein-Westfalen herausgegeben. Über mehrere Jahre hat Roland Gröschel im Rahmen seines ehrenamtlichen Engagements für den Verein POSOPA e.V. Beiträge zur Geschichte der Kinderfreunde angeregt, eigene Forschungsarbeiten geleistet, publiziert und Ausstellungen erarbeitet. Gerne steht er für Vorträge zum Thema zur Verfügung (info@posopa.de).
Das Buch "Auf dem Weg zu einer sozialistischen Erziehung. Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte der sozialdemokratischen "Kinderfreunde" in der Weimarer Republik, umfasst 358 Seiten, ist mit historischen Fotos illustriert und beim Landesverband NRW der SJD - Die Falken oder im Buchhandel für 19,90 Euro erhältlich.
gliederung_kf_buch.pdf (PDF)