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Rosa und Karl 2012: Spielspaß zur Eröffnung
Rosa und Karl 2012: Workshop!
Die Gedenkstätte der Sozialisten (2011)
Rosa und Karl 2012- Gedenken muss nicht leise sein!

Rosa und Karl 2012- Gedenken muss nicht leise sein!

Eine Rückschau von Jana Herrmann (AJ 1-2012)

So spannend das alljährliche Zusammentreffen von Genoss*innen, die Lust haben auf Falken-Workshops, die kritische Auseinandersetzung mit der sozialistischen Bewegung und Treffen mit alten und neuen Freund*innen aus dem ganzen Bundesgebiet auch ist, so traurig ist doch der eigentliche Anlass der Veranstaltung, die es nun schon seit vielen Jahren gibt und die bisher immer am gleichen Wochenende stattfand wie die große Luxemburg-Liebknecht Gedenkdemo in Berlin: Am 15. Januar 1919 wurden die beiden Anführenden des Spartakus- Bundes, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, von Freikorps [rechte Schlägertrupps] verschleppt, unter Misshandlungen verhört und schließlich, gen Abend, ermordet. Karl fand man erschossen im Tiergarten, Rosas Leiche erst Ende Mai schwimmend im Landwehrkanal.

In Berlin Friedrichsfelde befindet sich seit Beginn der 50er Jahre innerhalb des Zentralfriedhofs, auf dem die ermordeten Spartakus- Kämpfer*innen auch beerdigt sind, die Gedenkstätte der Sozialisten. Hier endet jedes Jahr die nicht unumstrittene Gedenkdemonstration für Luxemburg und Liebknecht an einem Gedenkstein mit der Aufschrift "Die Toten mahnen uns". Verschiedene linke Organisationen nehmen daran teil, um das Andenken an die beiden großen Köpfe des Kommunismus zu wahren. Das Engagement von Rosa und Karl nehmen wir uns noch heute zum Vorbild: Als mutige Kämpfer*innen gegen Krieg, Militarismus und Imperialismus standen sie für ihre Überzeugungen ein, indem sie zunächst in der von Rosa mitbegründeten "Gruppe Internationale" offen die SPD für ihre Zustimmung zu Kriegskrediten kritisierten. Später agierten sie durch den Spartakusbund. Auch als Begründer*innen der KPD strebten sie entgegen allen Repressionen die sozialistische Weltrevolution durch die Arbeiter*innenschaft an. Ihr umfassendes Wirken ist nicht nur inhaltlich, sondern auch aufgrund ihres lebenslangen Glaubens in demokratische Rechte und die Freiheit beeindruckend und ein Grund, diese beiden Menschen und ihr Wirken nicht zu vergessen.

Aber es geht nicht nur um Trauer. Wir möchten uns auch inhaltlich mit Sozialismus und linken Themen auseinandersetzen und uns aktuellen Fragen der Bewegung stellen. Wir nutzen das "Rosa & Karl" - Seminar dazu zu diskutieren, gemeinsam zu lernen, zu feiern und zu lachen. Jedes Jahr finden andere Workshops statt, die von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet werden. In diesem Jahr gab es für junge Genoss*innen wieder die Möglichkeit, durch den regelmäßig stattfindenden "Rosa für Einsteiger*innen"- Workshop den Start in die Auseinandersetzung mit ihrem Leben und ihren Thesen zu finden. Dieses Mal spielte besonders Rosa's starke Stellung in einer von Männern dominierten Politik eine Rolle. Auch die weiteren WS- Angebote waren 2012 breit gefächert und reichten vom Einstieg in neue Themen, über Auseinandersetzung mit Kontroversen im Verband bis hin zu Kopfrocker- Seminaren.

"Ya basta! Eine andere Welt ist möglich." beschäftigte sich mit der antikapitalistischen Zapatismus- Bewegung in Mexiko. Ein ausführlicher Artikel zum Thema findet sich in dieser aj -Ausgabe.

Der Liederworkshop "Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt" war natürlich nicht nur ein theoretischer: Gemeinsam wurden Arbeiter*Innenlieder erst einmal lautstark mit Gitarrenbegleitung erprobt, bevor die Frage ihrer Geschichte im Mittelpunkt stand. Abschließender Konsens: Mensch sollte auch wissen, worum es in den Liedern, die in gemütlicher Runde bei Lagerfeuerromantik immer wieder gesungen werden, überhaupt geht!Aus aktuellem Anlass - einer Kampagne der Bundesregierung unter Federführung von Familienministerin Kristina Schröder - beschäftigte sich ein spannender Workshop mit dem Extremismus der sogenannten Mitte, den daraus entstandenen Artikel "Das Verschwinden aller Widersprüche" findet ihr im vorliegenden Heft, mehr Infos zur Kampagne in der letzten Ausgabe.

Die Gruppe, die sich mit "Europa auf dem rechten Weg" auseinandersetzte, machte eine weitere Dimension des Rechtspopulismus auf. Besonders anhand von Statistiken ließen sich erschreckende Realitäten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit erkennen, die unauffällig zu einer Erstarkung rechtsgerichteter Parteien in Europa führen.

Sozialistische Geschichte quasi zum Anfassen gab es für alle Teilnehmer*innen, die früh genug aufgestanden waren, um einen der Stadtrundgänge in der Berliner Innenstadt mitzumachen. Ein ganzer Tag im dicken B, entweder zum Thema "Roter Wedding" oder "Arbeiter(jugend)bewegung in Berlin: Protest - Revolution - Widerstand" motivierte den einen oder die andere lange Fußmärsche in der kalten Großstadt auf sich zu nehmen.

Wer sich im Sinne Karl Liebknechts schon mal auf die Podiumsdiskussion am Abend einstimmen wollte, war im Workshop "Antimilitarismus in Zeiten von Bundeswehrreform und Berufsarmee" gut aufgehoben. Nach all dem Jubel über die Abschaffung eines Zwangsdienstes bleiben nämlich die Fragen nach demokratischer Kontrolle zwischen jungen Männern und Frauen, die Bock auf Krieg haben und nach wie vor nur vagen Richtlinien zu In- und Auslandseinsätzen folgen müssen.

Abends folgte dann für alle nach langem Kopfrocken noch Motivierten ein wirklich aufrüttelnder Vortrag von Christoph Wiesner von der GEW und dem AK Zivilklausel der Uni Frankfurt zur Zivilklausel- Bewegung an vielen Universitäten. Die Zivilklausel ist eine Selbstverpflichtung der Uni, lediglich für friedliche Zwecke zu forschen und in der Lehre darauf zu verzichten, für militärische Berufe auszubilden.

Um auch die letzten zwei Workshops nicht zu vergessen: "Marx Gespenster" analysierte die Worte "Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus", mit denen das Manifest der Kommunistischen Partei beginnt. Als eins der Ergebnisse wurde festgehalten, dass mensch sich heute nicht einfach unreflektiert vom Marxismus leiten lassen muss, sondern selbst die Frage stellen sollte, wohin er geführt werden kann.

Der "Antisemitismus"- Workshop entstand durch den Wunsch vieler Teilnehmer*innen sich mal mehr Zeit zu nehmen für die oft angerissene Diskussion über die Rosa & Karl - Demo, bei der einige streitbare Organisationen mitlaufen und streitbare Positionen vertreten. Neben der Beleuchtung des Begriffs wurde also kontrovers diskutiert und sicherlich auch gestritten.

Diejenigen die abends noch Lust hatten, kreativ zu werden oder sich ein schickes Souvenir vom Wochenende mit nach Hause zu nehmen, konnten beim Siebdruck aktiv werden und so ausgerüstet zur Party im Keller starten oder sich beim Karaoke verausgaben. Und natürlich bildete sich auch eine eingeschworene Gitarrenrunde.

Für alle, denen ein stilles und traditionelles Gedenken wichtig ist, fand am nächsten Morgen in der Frühe die Kranzniederlegung an der Gedenkstätte der Sozialisten statt. Dort wurde ein roter Nelkenkranz abgelegt und eines der Gedichte von Karl Liebknecht verlesen, die er zu Lebzeiten verfasste. Danke an Yvo und Mira für die passenden Worte in diesem Augenblick.

Somit: Ob Demoteilnahme oder nicht, ein angemessenes Gedenken an Rosa und Karl ist an diesem Wochenende möglich, denn Erinnerung zeigt sich auch dadurch, dass mensch die Ideen dieser Kämpfer*innen diskutiert, hinterfragt und lebt.

Jana Herrmann, Bundes-SJ-Ring


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