Mit lebenssverachtender Opferbereitschaft
O-Töne von ...
... Keren, ein israelisches Mädchen
"Ich bin traurig und schockiert. Traurig, weil es viele Tote gibt und bescheuerte Araber, die sich selbst in die Luft jagen. Schockiert, weil ich viele Orte zerstört sehe. Früher konnte ich fast überall hingehen, heute ist das in ganz vielen Fällen unmöglich. Wir müssen immer vorbereitet sein und mit Krieg rechnen. Früher bin ich weggegangen. Ich bin alleine Bus gefahren! Ich bin alleine Einkaufen gegangen! Ich bin alleine in die Stadt gegangen! Ich bin zu Partys gegangen, um eine gute Zeit zu haben. Ich selbst habe keine Angst, aber meine Eltern lassen mich nicht mehr raus, weil sie fürchten, dass mir etwas passieren könnte."
... Dina Zbidat, ein palästinensisches Mädchen in Israel
"Mein Name ist Dina, ich bin ein palästinensisches Mädchen und 16 Jahre alt. Ich lebe in einer Stadt in Galiläa im Norden Israels, in Sakhnin. Das Leben ist eigentlich ganz normal hier, wir gehen jeden Tag zur Schule, besuchen unsere Freunde, hören Musik, was man halt so macht. Aber es gibt Dinge hier, an denen man sehen kann, dass wir Araber sind. Zum Beispiel in der Schule. In diesem Jahr hatten wir zum ersten Mal eine Klimaanlage - und die wurde von unseren Eltern bezahlt. Den größten Teil des Jahres ist es sehr heiß und eine Klimaanlage ist absolut notwendig. Die Einrichtung der Schule ist ineinem miesen Zustand und unsere Schule hat kein Geld um neue Sachen anzuschaffen. Viele Stühle sind zerbrochen und die Türen schließen nicht. Ich meine, dass unsere Schule im Vergleich zu jüdischen Schulen in einem sehr schlechten Zustand ist.
Ich wurde eher patriotisch erzogen, aber ich habe Freunde, die keine großes politisches Interesse haben. Es gibt zum Beispiel die Figur Handallah. Er ist ein Symbol des palästinensischen Kampfes und es gibt Schüler in meiner Klasse, die noch nie etwas von ihm gehört haben. Das ist doch ziemlich seltsam für einen palästinensischen Jugendlichen. Hier ein anderes Beispiel: Es gibt eine sehr gute israelische Sängerin und viele SchülerInnen hören ihre Lieder. In einem ihrer Lieder hat sie folgenden Text: Gott, höre das Volk von Israel an, da dies es so schwer hat. Und ich höre, wie meine Freunde dieses Lied singen, sie kennen die Worte, aber sie bekommen nicht mit, was mit dem gemeint ist, was sie singen.
Wir gehen zu vielen Demonstrationen, aber im Großen und Ganzen ist das Leben in Sakhnin sehr schön. Was ich besonders an den arabischen Dörfern mag, ist, dass sich jeder kennt und das jeder mit jedem befreundet ist."
... Yazan Shrouf, ein Junge aus dem besetzten Palästina
"Ich heiße Yazan AbdelHadi und bin ein 14 Jahre alter palästinensischer Junge. Wir leben unter israelischer Besatzung, also ist mein Leben nicht normal und sicher - jeder von uns könnte jederzeit getötet werden. Frauen und Männer können nicht jeden Tag zur Arbeit gehen und Studenten nicht studieren. Wenn irgend ein Palästinenser nachts sein Haus verlässt, könnte er durch Israelis getötet werden.
In vielen Städten konnte eine große Mehrheit der Studenten in diesem Jahr kein Examen machen.
Eines Morgens kamen israelische Soldaten in unser Haus und demolierten mein Zimmer. Sie nahmen meinen Bruder mit. Ich fragte den Soldaten: wo bringt ihr ihn hin? Er antwortete: Zum Tod! Dann haben sie Ihn in den Panzer gesperrt. Er kam nach einer Woche nach Hause. Mein Bruder sagte: "Die Soldaten haben ihre Waffen an meinen Kopf gedrückt und gesagt: Du wirst sterben." Sie gaben ihm für zwei Tage nichts zu Essen und zwangen ihn auf dem Fußboden zu schlafen.
Ich wünsche mir, friedlich mit meinen Freunden zu spielen und sie jederzeit zu besuchen; ich wünsche mir jeden Tag in die Schule gehen zu können. Das alles wird kommen, wenn die Israelis Palästina verlassen."
... Moran, ein israelisches Mädchen
"Die Situation ist schlecht, weil wir fast jeden Tag das Radio und den Fernseher anmachen, um von den Misshandelten zu hören und Ermordete zu sehen. Ich fühle mich schlecht! Wegen der armen Toten und der ganzen toten Familien. Es ist so traurig. Und da sind jene, die allein bleiben ohne Eltern, ohne irgendwen. Ich bin viel vorsichtiger geworden, wenn ich auf öffentliche Plätze gehe. Ich versuche, so viel wie möglich zu Hause zu bleiben. Ständig hören wir Warnungen vor terroristischen Anschlägen in Jerusalem oder sonst wo. Ich kann nicht mehr sicher durch die israelische Stadt Modiyin fahren, weil arabische Dörfer in der Nähe sind. Ich fahre nicht mehr mit dem Bus. Ich habe Angst davor, in die Stadt zu gehen, in Einkaufszentren usw."